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Das Immunsystem bei Neugeborenen: So kannst du es stärken

Vielleicht hast du auch schon gehört, dass das Stillen wichtig für das Immunsystem eines neugeborenen Babys ist. Das stimmt – aber es gibt noch viele weitere Faktoren, die beeinflussen, wie das Immunsystem eines Säuglings sich entwickelt. Hier erfährst du mehr darüber, was du zu welchem Zeitpunkt tun kannst, um diese Entwicklung zu unterstützen.

Das Immunsystem von Säuglingen: Die Entwicklung beginnt schon vor der Geburt

Schon lange bevor ein Baby zur Welt kommt, beginnt sich das Immunsystem zu entwickeln. Der Embryo ist über die Nabelschnur mit dem Körper der Mutter verbunden und erhält von der Empfängnis an auch ihre Antikörper. Bei diesen Antikörpern handelt es sich um Eiweißmoleküle, die bestimmte Krankheitserreger erkennen und auf sie reagieren können. Sie gelangen von der Plazenta über die Nabelschnur zum Baby und bilden die Grundlage für den sogenannten Nestschutz.

Was ist Nestschutz?

Der Nestschutz heißt in der Fachsprache auch Leihimmunität. Das heranwachsende Baby „leiht sich“ den Immunschutz der Mutter, der sogar einige Zeit über die Geburt hinaus anhält. Während dieser Zeit ist das Immunsystem des Neugeborenen aufgrund der Antikörper der Mutter auf die Begegnung mit zahlreichen Erregern gut vorbereitet. Nach einigen Monaten lässt dieser Schutz jedoch nach. Nun sind weitere Immunisierungsmaßnahmen nötig, um das Immunsystem des Babys zu stärken.

Für das Immunsystem des Säuglings spielt das Immunsystem der Mutter eine wichtige Rolle. Besonders entscheidend ist der Zustand der Darmflora. Eine Mäusestudie der Darmforschungsgruppe im Inselspital in Bern legt nahe, dass (ungefährliche) Moleküle der Bakterien im Darm der Mutter zunächst in das Blut der Mutter und damit über die Plazenta auch auf das ungeborene Baby übergehen könnten. Dort könnten die Moleküle Zellen im Körper des Embryos stimulieren und so dessen Immunsystem auf die Zeit nach der Geburt vorbereiten. Wie stark der folgende Immunschutz ausgeprägt ist, scheint also stark von der Darmflora der Mutter abzuhängen.

Warum ist der Darm fürs Immunsystem so wichtig?

Die Bakterien der Darmflora – oder auch das Darm-Mikrobiom – produzieren lebenswichtige Enzyme, unterstützen die Nährstoffaufnahme und neutralisieren Schadstoffe und Keime, die mit der Nahrung aufgenommen werden. Der Darm beheimatet ganze 80 % der körpereigenen Abwehrzellen und ist damit für das Immunsystem äußerst wichtig.

Nach der Geburt: Das Immunsystem des Säuglings entwickelt sich weiter

Bei einer natürlichen Vaginalgeburt wird die Darmschleimhaut des Säuglings mit Bakterien besiedelt, die das Baby auf dem Weg durch den Geburtskanal über den Mund aufnimmt. Diese Bakterien beginnen sich in der Darmschleimhaut zu vermehren und bilden die Grundlage für einen gesunden Darm. Zu den ersten Bakterien gehören die wichtigen Bifidus- und Milchsäurebakterien. Die Vermehrung geht rasend schnell vor sich: Es dauert nur einige Tage, und schon befinden sich im Darm zehnmal mehr Bakterien als Zellen im gesamten Körper.

Babys, die per Kaiserschnitt zur Welt kommen, leiden statistisch betrachtet häufiger an Allergien, chronischen Entzündungskrankheiten und Stoffwechselkrankheiten. Manche Forscher*innen vermuten die Ursache darin, dass die Besiedelung mit Darmbakterien während des natürlichen Geburtsvorgangs fehlt und so eine Immunschwäche verursachen kann. Gesichert ist diese Vermutung aber derzeit nicht. Zumindest in Bezug auf Autoimmunerkrankungen scheint es zwischen Kaiserschnitt-Babys und Babys, die auf natürlichem Weg zur Welt kommen, keinen Unterschied zu geben.

Das liegt vielleicht auch daran, dass es mehrere Prozesse gibt, die das Immunsystem bei Babys stärken. Zum einen besteht während der ersten Monate weiterhin der Nestschutz, den das Baby dank der Antikörper der Mutter genießt. Er hält etwa drei Monate lang an und fällt unterschiedlich stark aus – abhängig davon, wie das Immunsystem der Mutter ausgeprägt ist. Welche Krankheiten sie gehabt und welche Impfungen sie erhalten hat, hat ebenfalls Einfluss auf das Immunsystem des Neugeborenen.

Vor allem aber entwickelt sich nun auch die Darmflora des Neugeborenen zügig weiter. Äußere Einflüsse wie Umweltfaktoren und die aufgenommene Nahrung tragen dazu bei. Auch Impfungen und erste Infekte wirken sich auf die Entwicklung aus. Deshalb ist auch jedes Mikrobiom individuell und ganz unterschiedlich ausgeprägt. Immer bildet es aber die Grundlage für die Leistungsfähigkeit des Immunsystems.

Warum das Immunsystem bei Säuglingen auf Sparflamme läuft

Die Immunzellen von Neugeborenen lösen in geringerem Maße Entzündungen aus als die von Erwachsenen. Studien legen die Vermutung nahe, dass das sehr sinnvoll ist: Denn gleich nach der Geburt kommt das Immunsystem des Neugeborenen in Kontakt mit vielen unbekannten Bakterien und anderen Fremdstoffen. Würde das Immunsystem nun mit voller Kraft reagieren, könnte das den kleinen Körper stark belasten und sogar lebensbedrohlich werden.

Studien der Medizinischen Hochschule Hannover und der Universitäten Münster und Bonn..

.. kommen zu der Schlussfolgerung, dass das Immunsystem des Säuglings zunächst auf Sparflamme läuft. Das gibt der Darmflora Zeit, sich zu entwickeln – und somit dem gesamten Immunsystem die Zeit, sich nach und nach vollständig auszubilden. Erst nach etwa einem Jahr reagiert das Immunsystem des Neugeborenen mit voller Kraft.

Das spezifische Immunsystem des Säuglings beginnt sich zu entwickeln

Kurz nach der Geburt profitiert das Neugeborene zwar noch vom Nestschutz und damit von der spezifischen Immunabwehr der Mutter. Doch das Baby selbst verfügt nur über ein unspezifisches Immunsystem. Das bedeutet, das Immunsystem geht mithilfe körpereigener Fresszellen gegen alle Keime vor, die in den Körper eindringen.

Erst etwa ab dem dritten Monat kommt das spezifische Immunsystem hinzu. Es bildet sich eine Abwehr gegen spezifische Erregertypen aus. Dazu ist es notwendig, dass das Baby in Kontakt mit unterschiedlichen Erregern kommt – zum Beispiel im Kontakt mit anderen Menschen oder auch durch Schutzimpfungen. Auch wenn viele Eltern ihre Babys verständlicherweise vor allem schützen möchten, ist es wichtig, dass das sich entwickelnde Immunsystem eines Säuglings durch Begegnungen mit gewissen Erregern gestärkt wird.

Die Entwicklung des Immunsystems einige Monate nach der Geburt

Etwa in der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres lässt der Nestschutz merklich nach. Die meisten Babys werden nun öfter krank, insbesondere wenn sie viel Kontakt mit anderen Kindern haben, zum Beispiel weil sie ältere Geschwister haben oder eine Krabbelgruppe besuchen. Auch die Jahreszeit spielt eine Rolle. Babys, die eher isoliert aufwachsen, machen diese Entwicklungen möglicherweise verzögert durch. Es gibt jedoch auch Babys, die trotz häufigen Menschenkontakts nur sehr selten krank werden.

Das kannst du tun, um das Immunsystem bei Babys zu stärken

Vor der Schwangerschaft, während der Schwangerschaft, nach der Entbindung und während der ersten Lebensmonate können Eltern vieles tun, um das Immunsystem ihres Babys zu stärken. Wenn du als Frau eine Schwangerschaft planst, beginnst du am besten schon frühzeitig damit, dich um dein eigenes Immunsystem zu kümmern. Aber auch wenn du nicht die gebärende Person bist oder dich erst später mit dem Thema befasst, kannst du zu einer gesunden Entwicklung deines Kindes beitragen.

Das Immunsystem eines Babys schon vor der Geburt stärken

Wenn du ein Kind gebärst, gilt: Dein Immunsystem ist das Immunsystem deines Babys. Um die Abwehr deines Neugeborenen zu stärken, achtest du also idealerweise schon vor und während der Schwangerschaft auf deine eigene Gesundheit und auf das Gleichgewicht deiner Darmflora. Während des Geburtsvorgangs nimmt dein Baby Bakterien von dir auf, die beginnen, seinen Darm zu besiedeln.

Ein gutes Gleichgewicht in deiner Darmflora erreichst du unter anderem durch eine ausgewogene Ernährung, die das Immunsystem stärkt. Sofern aus medizinischer Sicht nichts dagegenspricht, sollte sie reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Ballaststoffen sein. Mit probiotischen Nahrungs­ergänzungs­mitteln kannst du deine Darmflora zusätzlich unterstützen.

Rote Paprika enthält viel Vitamin C und andere Mineralstoffe für eine gesunde Ernährung
Abbildung: Gesunde Ernährung ist wichtig für ein starkes Immunsystem

Es ist außerdem sinnvoll, deinen eigenen Impfschutz zu überprüfen. Dadurch kannst du gezielt das Immunsystem des neugeborenen Babys stärken. Ein Beispiel: Eine Impfung der Mutter gegen Keuchhusten bewirkte bei Babys, die während der ersten drei Lebensmonate an Keuchhusten erkrankten, eine Verringerung der Todesfälle um 95 %.

So kannst du das Immunsystem des Säuglings nach der Geburt unterstützen

Wenn du die Möglichkeit und den Wunsch hast, dein Baby zu stillen, solltest du das tun. Der während der Schwangerschaft aufgebaute Nestschutz lässt nämlich einige Monate nach der Geburt nach, doch durch das Stillen wird der sogenannte enterale Nestschutz aufgebaut. „Enteral“ bedeutet „über den Darm“, das Baby nimmt also mit der Muttermilch weitere wichtige Antikörper und andere immunaktive Substanzen auf. Das gilt insbesondere für das Kolostrum, die Vormilch, die in den ersten Tagen nach der Geburt produziert wird.

Allerdings stärken diese Antikörper das Immunsystem des Säuglings nur gegenüber Erregern, die über den Mund (und damit über den Darm) in den Körper gelangen. Das Immunsystem des Neugeborenen muss sich jedoch dahingehend entwickeln, dass es auch Keime bekämpfen kann, die auf andere Art an und in den Körper gelangen.

Auch wenn es zunächst intuitiv richtig scheint, sein Baby vor allen möglichen Krankheitskontakten zu schützen, ist das daher nicht immer sinnvoll. Nur im Kontakt mit Krankheitserregern kann sich das natürliche Immunabwehrsystem des Babys ausbilden.

Es gibt jedoch Ausnahmen. So solltest du dein Baby vor Erregern schützen, die gefährlich werden können. Beispielsweise stellt der Flüssigkeitsverlust während einer Magen-Darm-Grippe ein Risiko dar, und auch Menschenansammlungen zur Grippezeit solltest du vermeiden.

Wichtig: Bei frühgeborenen Säuglingen ist das Immunsystem noch nicht stark genug, um Erreger zu bekämpfen, die normalerweise unbedenklich sind. Der Nestschutz bildet sich nämlich vor allem im letzten Drittel der Schwangerschaft aus. Daher ist bei Frühchen das Infektionsrisiko höher, und das Risiko, Krankheitserregern ausgesetzt zu sein, sollte so weit wie möglich reduziert werden.

Schutzimpfungen stärken das Immunsystem von Säuglingen

Mediziner*innen empfehlen, den Impfschutz gegen bestimmte Krankheiten möglichst früh – bereits während der ersten Lebensmonate – aufzubauen. Das betrifft unter anderem den Schutz gegen schwere Infektionen wie beispielsweise Hirnhautentzündung oder Keuchhusten. Auch gegen Diphtherie und Tetanus gehen nicht ausreichend Antikörper von der Mutter auf das Baby über, selbst wenn die Mutter Schutzimpfungen erhalten hat. Daher sind hier die Impfungen für das Immunsystem des Neugeborenen äußerst wichtig.

Das Immunsystem des Babys im ersten Lebensjahr stärken

Sobald das Baby abgestillt ist, muss das kleine Immunsystem allein mit den Herausforderungen in seiner Umwelt zurechtkommen. Dennoch kannst du auch im Alltag einiges tun, um dein eigenes Immunsystem zu stärken und auch das deines Babys:

Gutes Raumklima:

Achte stets auf ein gutes Raumklima. Trockene Heizungsluft kann im Winter die Schleimhäute reizen und das Eindringen von Bakterien und Viren erleichtern. Die Luftfeuchtigkeit in Innenräumen sollte deshalb mindestens 30 % betragen. Mehrmaliges Stoßlüften am Tag verbessert das Raumklima.

Frische Luft:

Ein täglicher Spaziergang an der frischen Luft tut den Schleimhäuten deines Kindes gut – auch bei schlechtem Wetter. Achte jedoch auf wetterfeste Kleidung.

Ausreichend Schlaf:

Während der Körper ruht, bildet er körpereigene Abwehrstoffe aus, welche die Immunabwehr stärken. Ausreichend gesunder Schlaf ist daher wichtig für das Immunsystem deines Kindes.

Tipp: Erfahre mehr darüber, wie du das Immunsystem deines älteren Kindes stärken kannst.

Fazit: Das Immunsystem von Neugeborenen durch eine gesunde Darmflora stärken

Während der Schwangerschaft und während des Stillens wirkt sich das Immunsystem der Mutter direkt auf das Immunsystem des Babys aus. Eine ausgewogene Ernährung und ein gesunder Lebensstil sind daher wichtige Maßnahmen, um das Immunsystem von Säuglingen zu stärken. Nach dem Abstillen können Eltern mit einfachen alltäglichen Maßnahmen wie einer guten Schlafroutine und viel frischer Luft weiterhin die Entwicklung des Immunsystems unterstützen.

Wenn du schwanger bist oder stillst, spielt deine Darmflora eine wichtige Rolle für das Immunsystem deines Babys. Mit Hilfe eines unkomplizierten Stuhltests kannst du überprüfen, wie es um deine Darmflora steht. Nutze dazu INTEST.pro von BIOMES, um herauszufinden, ob deine Darmbakterien im Gleichgewicht sind. Zusätzlich zur Auswertung erhältst du einen persönlichen Ernährungsplan, der dir hilft, deine Darmflora bestmöglich aufzubauen – und damit sowohl dein eigenes Immunsystem als auch das deines Babys.

Wichtig: Du kannst INTEST.pro selbst verwenden, für Babys ist der Test jedoch nicht geeignet. Wenn du aber ältere Kinder ab 3 Jahren hast, kannst du auf sichere und nicht invasive Weise überprüfen, ob ihre Darmflora im Gleichgewicht ist und eine gute Basis für ihr Immunsystem bildet. Informiere dich hier über INTEST.pro für Kinder ab 3 Jahren.

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Quellen

  • Cho I, Blaser M J. The human microbiome: at the interface of health and disease. Nature Reviews Genetics 2012:13, 260-270. https://www.nature.com/articles/nrg3182.

  • https://www.kinderaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/article/babys-werden-mit-gedrosseltem-immunsystem-geboren/

  • https://www.aerzteblatt.de/archiv/66229/Immunisierung-von-Saeuglingen-Schon-Neugeborene-regulieren-Immunantwort

  • https://www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2016/dkfz-pm-16-15c-Darmbakterien-der-Mutter-staerken-Immunsystem-des-Neugeborenen.php

  • https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/gesundheitsprobleme-von-kindern/infektionen-bei-neugeborenen/%C3%BCberblick-%C3%BCber-infektionen-bei-neugeborenen

  • https://wwwde.uni.lu/universitaet/aktuelles/topthema/geburt_durch_kaiserschnitt_beeinflusst_das_immunsystem_des_babys

  • https://www.aerzteblatt.de/archiv/219738/Geburtsmedizin-Kaiserschnitt-erhoeht-das-Risiko-fuer-Autoimmunerkrankungen-doch-nicht

  • https://www.impfen-info.de/impfempfehlungen/fuer-schwangere/keuchhusten-pertussis/

https://biomes.world/wp-content/uploads/2021/04/tewo_web-400x360.jpgasd
Dr. Tewodros Debebe Aklilu
Head of Science & Co-Founder
Mitgründer und Head of Science bei BIOMES. Im Jahr 2017 promovierte er in Medizinischer Mikrobiologie.
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