Bei einer bakteriellen Infektion verschreiben Ärzte häufig ein Antibiotikum. Das Medikament soll eine rasche Linderung der Beschwerden bewirken, indem es [...]

Gestörte Darmflora: Wenn Darmbakterien Symptome hervorrufen
Wo sitzt eigentlich das körpereigene Abwehrsystem? Mittlerweile gilt es als wissenschaftlich gesichert, dass das Immunsystem zu großen Teilen im Darm verortet ist. Dort tummeln sich neben Tausenden Bakterienarten nämlich bis zu 80 Prozent der aktiven Abwehrzellen. Heute geht man daher davon aus, dass ein gestörtes Gleichgewicht der Darmbakterien Symptome verschiedenster Art hervorrufen kann. Dazu zählen Hauterkrankungen und Stoffwechselstörungen ebenso wie Krebs und neurodegenerative Erkrankungen1 :
Ist die Darmflora gestört, ist fast alles denkbar. Die Herrscher über deine Gesundheit und sogar über deine Stimmung sind zahlreichen Studien zufolge die Darmbakterien. Die Symptome für eine Störung der Darmflora äußern sich demzufolge nicht nur über bloße Magen-Darm-Beschwerden.
So gerät die Darmflora ins Ungleichgewicht
Du fragst dich, woher die zwei bis drei Kilo Bakterien in deinem Darm überhaupt stammen? Die bakterielle Besiedlung deines Magen-Darm-Trakts beginnt schon im Mutterleib. Auch die Art der Geburt hat einen erheblichen Einfluss auf die Zusammensetzung des individuellen Mikrobioms – so gibt es wesentliche Unterschiede zwischen einer Geburt per Kaiserschnitt und der natürlichen Geburt über den Geburtskanal. Bei einem natürlichen Geburtsvorgang nimmt das Baby nämlich viele Bakterien auf, die das Mikrobiom positiv beeinflussen. Selbst der Wohnort in der Kindheit beeinflusst die Menge und Anzahl der verschiedenen Darmbakterien. Symptome einer Allergie und Krankheiten wie Asthma betreffen Studien zufolge beispielsweise häufiger Stadt- als Landkinder. Die Forschung geht davon aus, dass der Kontakt mit Dreck und Keimen in Kindheitstagen die Vielfalt der Darmbakterien fördert. Je vielfältiger und je ausgewogener das Mikrobiom, desto stabiler ist gemäß aktueller Erkenntnisse die allgemeine Gesundheit.
Hunderte von Bakterienstämme bewohnen einen gesunden Darm. Die Bacteroidetes und Firmicutes bilden bis zu 90 Prozent der gesunden Darmflora. Gestört ist die Besiedelung mit nützlichen Bakteriengattungen, wenn die Vielfalt abnimmt und in der Darmflora ein Ungleichgewicht entsteht. Zu den wichtigsten Gründen für eine mangelnde Bakterienvielfalt zählen:
- unausgewogene Ernährung
- Magen-Darm-Erkrankungen
- Stress
- Reisen
- Medikamente
- Giftstoffe
Darmflora zerstört: Vielfältige Symptome möglich
Du ernährst dich zu einseitig, hast Medikamente eingenommen oder hattest viel Stress? In diesen Fällen kann eine gestörte Darmflora ein Anzeichen für den Befall mit Krankheitserregern sein. Je weniger Vielfalt im Darm herrscht, desto leichter können potenziell schädliche Bakteriengattungen in deinem Darmmikrobiom überhandnehmen. Hierzu zählen beispielsweise Escherichia Coli, die im normalen Mikrobiom nur etwa ein Prozent ausmachen.
Der Zusammenhang ist einfach: Ist das gesunde Gleichgewicht der Darmflora zerstört, können die nützlichen Bakteriengattungen eine ihrer wichtigsten Funktionen nicht mehr erfüllen: Im gesunden Darm wirken sie wie Türsteher. Sie werfen schädliche Eindringlinge heraus oder machen ihnen zumindest das Leben schwer. Ist diese Barrierefunktion der Darmflora gestört, bist du anfälliger für Krankheiten. Hinzu kommt, dass nützliche Darmbakterien in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander die Immunzellen fördern und den Organismus mit Nährstoffen versorgen. Kein Wunder also, dass ein Ungleichgewicht unter den Darmbakterien Symptome im gesamten Körper hervorrufen kann. Die ersten Anzeichen einer gestörten Darmflora sind häufig folgende Beschwerden:
- Blähungen
- Bauchschmerzen
- Übelkeit
- Erbrechen
- Darmentzündungen
- Mangelerscheinungen
- Kopfschmerzen
- Müdigkeit
- Krankheitsanfälligkeit
- Verstopfung
- Stoffwechselbeschwerden
Auch wenn du nicht unter diesen Beschwerden leidest und keiner der genannten Auslöser auf dich zutrifft, kann deine Darmflora gestört sein. Die Ursachen für ein fehlendes Gleichgewicht sind genauso mannigfaltig wie ihre Auswirkungen. Im Jahr 2015 legte eine Studie beispielsweise einen Zusammenhang zwischen Darmbakterien und Übergewicht nahe und laut der Cork University stellen die Bakterien im Darm zudem hormonähnliche Stoffe her, die die Stimmung beeinflussen. Die Forschung ist sich jedenfalls darin einig, dass die geistige bzw. körperliche Gesundheit in Wechselwirkung mit der Darmflora steht. Ein gestörtes Gleichgewicht solltest du deshalb so früh wie möglich erkennen und mit geeigneten Maßnahmen behandeln – deiner Gesundheit zuliebe.
- Quellen:
- Durbán, A., Abellán, J. J., Jiménez-Hernández, N., Ponce, M., Ponce, J., Sala, T., D’Auria, G., Latorre, A., & Moya, A. (2011). Assessing gut microbial diversity from feces and rectal mucosa. Microbial ecology, 61(1), 123–133. DOI: 10.1007/s00248-010-9738-y
- Chenshan Shi, Miaomiao Liu, Hongfei Zhao, Lisong Liang, Bolin Zhang. (2021) Formation and Control of Biogenic Amines in Sufu-A Traditional Chinese Fermented Soybean Product: A Critical Review. Food Reviews International 0:0, pages 1-22. https://doi.org/10.1080/16512235.2017.1353881
- Le Chatelier, E., et. al. (2013). Richness of human gut microbiome correlates with metabolic markers. Nature, 500(7464), 541–546. https://doi.org/10.1038/nature12506
- Ott, S. J., & Schreiber, S. (2006). Reduced microbial diversity in inflammatory bowel diseases. Gut, 55(8), 1207
- Human Microbiome Project Consortium (2012). Structure, function and diversity of the healthy human microbiome. Nature, 486(7402), 207–214. https://doi.org/10.1038/nature11234
- Cani PD. (2018) Human gut microbiome: hopes, threats and promises. Gut :67, 1716-1725. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29934437
- Cani PD. (2015) Evaluation of the Effects Associated With the Administration of Akkermansia Muciniphila on Parameters of Metabolic Syndrome (Microbes4U) . https://clinicaltrials.gov/ct2/show/record/NCT02637115
- Cryan JF, Dinan TG. (2013) Mind-altering microorganisms: the impact of the gut microbiota on brain and behaviour. Nature Reviews Neuroscience :13, 701-712. https://www.nature.com/articles/nrn3346