“Iss dein Gemüse, sonst kommt ein langer Winter”. Diese Redewendung sollte früher Kinder dazu animieren, sich mehr pflanzliche Kost einzuverleiben. Denn schon damals wusste man [...]
Die Darmflora beim Kind aufbauen: Wann ist es nötig und wie geht es?
Die Gesundheit der Darmflora ist eng mit dem Zustand des Immunsystems verknüpft – sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern. In der Regel musst du bei einem gesunden Kind die Darmflora nicht aktiv aufbauen. Aber wie sieht es nach einer Antibiotikabehandlung, bei Beschwerden oder unausgewogener Ernährung aus? Hier erfährst du mehr über die Darmflora bei Kindern und darüber, wann du unterstützend eingreifen solltest.
Warum ist die Darmflora bei Kindern wichtig?
Das Mikrobiom im Darm besteht bei Erwachsenen aus mehr als 100 Billionen Bakterien, von denen bisher etwa 1.000 Arten bekannt sind. Die Zusammensetzung der Darmflora ist bei jedem Menschen einzigartig und entwickelt sich vor allem in den ersten beiden Lebensjahren.
Ein Großteil der Immunzellen des menschlichen Körpers befindet sich in der Darmschleimhaut. Die hier angesiedelten guten Bakterien helfen dem Immunsystem dabei, Krankheitserreger zu bekämpfen – zum Beispiel schädliche Bakterien wie Durchfallerreger oder krankmachende Pilze. Das tun sie unter anderem dadurch, dass sie die sogenannte „ökologische Nische“ besetzen. Dadurch können sich schädliche Bakterien weniger leicht ausbreiten.
Oft ist es nicht nötig, die Darmflora eines Kindes gezielt aufzubauen. Die Besiedelung mit Bakterien beginnt automatisch während der Geburt und setzt sich in den folgenden Jahren fort. Meist sind es konkrete Beschwerden, die Eltern auf den Gedanken bringen, sich näher mit der Darmflora zu beschäftigen. Verdauungsbeschwerden sind typische Hinweise, dass etwas nicht in Ordnung ist.
Die Darmflora von Babys und Kindern im Zusammenspiel mit der Verdauung
Wie bei Erwachsenen produzieren auch bei Kindern einige Darmbakterien kurzkettige Fettsäuren, die den Zellen des Dickdarms als Energielieferanten dienen. Rund 40 % des Energiebedarfs werden damit gedeckt. Gleichzeitig regen die Fettsäuren die Verdauung an und können Verstopfungen und Blähungen vorbeugen. Außerdem wird dadurch die Bildung regulatorischer Zellen begünstigt. Diese sind wichtig für die Regulierung des Immunsystems.
Auch für die Bildung von Vitaminen ist eine gesunde Darmflora wichtig: Bifidobakterien und Escherichia coli produzieren beispielsweise die Vitamine K und B12.
Es wird außerdem vermutet, dass Morbus Crohn und andere chronisch-entzündliche Erkrankungen mit dem Zustand der Darmflora zusammenhängen.
Du siehst also:
Eine gesunde Darmflora hängt in mehrfacher Hinsicht mit der Gesundheit und dem Immunsystem von Kindern zusammen. Woran erkennst du nun, wann ein aktiver Aufbau der Darmflora bei Kindern sinnvoll ist?
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Eine gestörte Darmflora erkennen: Das sind die Hinweise
Auch wenn die Darmflora bei jedem Menschen anders zusammengesetzt ist, kann es zu einem Ungleichgewicht kommen, wenn krankmachende Bakterien einen zu großen Anteil an der Zusammensetzung haben. Ist die Darmflora einmal aus dem Gleichgewicht geraten, lassen unangenehme Begleiterscheinungen meist nicht lange auf sich warten.
Unter diesen Symptomen leiden betroffene Kinder am häufigsten:
- chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
- Blähungen, Verstopfung, Durchfall, Übelkeit und Krämpfe
- Lebensmittelunverträglichkeiten wie Laktoseintoleranz
- Große Infektanfälligkeit
- Hautunreinheiten
- Migräne
- Vitaminmangel
Insbesondere die Bifidobakterien und die Milchsäurebakterien spielen eine wichtige Rolle für das Immunsystem und damit auch für die Infektanfälligkeit eines Kindes.
Vermutet wird außerdem ein Zusammenhang zwischen der Ausbreitung bestimmter Darmbakterien und Adipositas. Auch ein höheres Risiko für Allergien scheint mit einer aus dem Gleichgewicht geratenen Darmflora einherzugehen.
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Achtung: Darmflora bei Kindern nicht ohne Anlass aufbauen
Die genannten Symptome geben Hinweise darauf, dass die Darmflora möglicherweise Unterstützung braucht. Sie sind jedoch sehr unspezifisch und können viele andere Ursachen haben. Bestimmte Maßnahmen wie beispielsweise Bewegung und gesunde Ernährung tun der Darmflora bei Kindern fast immer gut und sind unbedenklich, wenn keine gesundheitlichen Einschränkungen vorliegen.
Ein Eingreifen, zum Beispiel mithilfe von Nahrungsergänzungsmitteln, solltest du jedoch nur in Betracht ziehen, wenn es nachweislich einen Anlass gibt. So kann etwa bei Kleinkindern eine Darmsanierung nach Gabe von Antibiotika sinnvoll sein. Aber Vorsicht: Hier ist nicht das radikale Vorgehen gemeint, das bisweilen in der Alternativmedizin propagiert wird und Abführmittel sowie Stoffe zur Abtötung bestimmter Bakterien beinhaltet. Stattdessen geht es darum, mithilfe von probiotischen Nahrungsergänzungsmitteln die Darmflora gezielt zu unterstützen. Sprich das genaue Vorgehen unbedingt mit einer medizinischen Fachkraft ab.
Tipp
Bei Kindern ab 3 Jahren hast du außerdem auch die Möglichkeit, mit Hilfe eines Darmtests für Kinder mehr über den Zustand der Darmflora herauszufinden.
Gute Gründe, um die Darmflora bei Babys, Kleinkindern und Kindern aufzubauen
Der vermutlich häufigste Anlass, sich genauer mit der Darmflora zu beschäftigen, ist eine Behandlung mit Antibiotika. Diese vernichten nämlich nicht nur die schädlichen Bakterien, gegen die sie eingesetzt werden, sondern auch die nützlichen Bakterien im Kinderdarm. Auch andere Medikamente wie etwa Magensäureblocker, Antihistaminika und bestimmte Abführmittel können das Gleichgewicht der Darmflora beeinträchtigen.
Von einer einmaligen Behandlung mit Antibiotika erholt sich die Darmflora bei Babys und Kindern meist von selbst. Doch eine häufige Behandlung, gerade in den ersten beiden Lebensjahren, kann sich langfristig auf die Vielfalt der Darmflora auswirken. Die Forschung konnte hier beispielsweise einen Rückgang von Actinobakterien (darunter auch Bifidobakterien) und dafür eine Vermehrung der Bacteroidetes und Proteobakterien nachweisen.
Es gibt derzeit noch kein definitiv wirksames Vorgehen, um in diesem Fall die Darmflora bei Kindern zu verbessern. Zwar kannst du einige Maßnahmen ergreifen, auf die wir gleich noch näher eingehen werden, doch die wichtigste lautet: Besprich mit den Mediziner*innen genau, ob Antibiotika wirklich notwendig sind.
Ernährung und Krankheiten wirken auf die Darmflora bei Babys und Kindern
Zu viel Zucker, einfache Kohlenhydrate, wenig Ballaststoffe und ungesunde Fette – eine unausgewogene Ernährung schadet der Darmflora ebenfalls. Ein Grund dafür: Einfachzucker werden schon früh verdaut, sodass Bakterien, die weiter hinten im Darm siedeln, zu wenig Nährstoffe erhalten. Das bedeutet aber auch umgekehrt, dass du mit einer angepassten Ernährung viel für eine gesunde Darmflora deiner Kinder tun kannst.
Auch Infektionen können das Verhältnis zwischen den unterschiedlichen Arten von Darmbakterien bei Kindern aus dem Gleichgewicht bringen. Nach der Gabe von Antibiotika kann dir ein Darmtest für Kinder ab 3 Jahren Aufschluss darüber geben, wie die Zusammensetzung der Bakterien in der Darmflora aktuell aussieht.
Darmtest gibt Aufschluss über den Zustand der Darmflora bei Kindern
Der Darmtest INTEST.pro KIDS von BIOMES ist für Kinder von 3 bis 14 Jahren geeignet. Mit ihm erhältst du in kürzester Zeit und auf nicht-invasive Weise Einblicke in die Zusammensetzung der Darmflora deines Kindes. Dazu benötigst du lediglich eine kleine Stuhlprobe, die dann im Labor untersucht und ausgewertet wird. Falls bestimmte Bakterien zu stark oder in zu geringem Maße vertreten sind, bekommst du Tipps, wie du die Darmflora deines Kindes gezielt aufbauen kannst. Du erhältst zum Beispiel die „10 goldenen Regeln der gesunden Ernährung für Kinder“ und individuelle Empfehlungen für dein Kind von den BIOMES Expert*innen.
So kannst du die Darmflora bei Kindern aufbauen
Wenn du überzeugt bist, dass die Darmflora in Mitleidenschaft gezogen wurde, kannst du an mehreren Stellen ansetzen, um sie wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Je nach Alter deines Kindes kannst du unterschiedliche Maßnahmen ergreifen.
Die Darmflora bei Säuglingen und Babys aufbauen
Frühgeborene Babys haben mit höherer Wahrscheinlichkeit eine gestörte Darmflora als reifgeborene. Das liegt vermutlich daran, dass Frühchen häufiger per Kaiserschnitt zur Welt kommen oder mit Antibiotika behandelt werden. Von den Babys, die vor der 32. Schwangerschaftswoche geboren werden, werden rund 90 % per Kaiserschnitt geholt und etwa 75 % erhalten Antibiotika.
Was passiert beim Kaiserschnitt mit der Darmflora?
Es ist bekannt, dass Kinder nach einem Kaiserschnitt häufiger an Infektionen erkranken. In der Forschung besteht die Vermutung, dass dies auf die Zusammensetzung der Darmflora zurückzuführen ist. Kinder, die per Kaiserschnitt zur Welt kommen, haben nämlich oft weniger Milchsäure- und Bifidobakterien in ihrer Darmflora.
Vermutlich liegt das daran, dass das Kind beim Kaiserschnitt nicht in Kontakt mit den Bakterien aus der Vaginalflora der Mutter kommt. Stattdessen nimmt das Neugeborene erste Keime aus der Krankenhausumgebung und, bei Körperkontakt, vom Körper der Mutter auf. Die Zusammensetzung der Bakterien ist also eine andere.
Allerdings scheinen sich diese Unterschiede mit zunehmendem Lebensalter größtenteils auszugleichen. Die Forschung ist noch nicht abgeschlossen.
Eine gestörte Darmflora bei Säuglingen bringt einerhöhtes Risiko für langfristige Gesundheitsschäden mit sich. Davon ist vor allem das Immunsystem betroffen. Die Forschung beschäftigt sich daher mit der Frage, ob sogenannte Probiotika dazu beitragen können, die Darmflora bei Säuglingen zu unterstützen. Probiotika sind Mikroorganismen, die in der Muttermilch vorhanden sind, teilweise aber auch der Babynahrung zugesetzt werden. Sie sind außerdem natürlich in bestimmten Lebensmitteln enthalten, zum Beispiel in Joghurt, Kefir, Buttermilch oder Sauerkraut. Sie können auch in Form von Medikamenten oder Nahrungsergänzungsmitteln verabreicht werden.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert den Forschungsverbund PRIMAL, der sich mit der Frage beschäftigt, ob die Gabe von Probiotika in den ersten vier Lebenswochen die Darmflora positiv beeinflussen kann. Vorstudien deuten zumindest darauf hin, dass Frühgeborene davon profitieren können, wenn sie nicht ausschließlich mit Muttermilch ernährt werden.
Die Forschung zeigt Unterschiede zwischen der Darmflora bei Babys, die voll gestillt werden, und der von Babys, die ganz oder teilweise mit Flaschenmilch gefüttert werden. Im Vergleich weist die Darmflora von voll gestillten Babys ein einfacheres Mikrobiom auf, das von den schützenden Bifidobakterien dominiert wird. Man vermutet, dass die Zusammensetzung der Darmflora bei vollgestillten Säuglingen mit einem verbesserten Schutz vor allergischen Erkrankungen wie beispielsweise Asthma, aber auch vor Diabetes und Adipositas einhergehen könnte.
Allerdings gleicht sich der Unterschied in der Darmflora bei den Säuglingen mit der Einführung der Beikost größtenteils aus.
Die Darmflora bei Kleinkindern aufbauen
Die Darmflora beim Kleinkind entwickelt sich unter anderem dadurch, dass das Kind in Kontakt mit unterschiedlichen Keimen in seiner Umwelt kommt. Tatsächlich zeigt sich bei Kindern, die in weniger entwickelten Ländern aufwachsen, eine größere Mikrobenvielfalt. Das deutet darauf hin, dass übertriebene Hygiene sich eher nachteilig auf die Darmflora bei Kindern auswirkt.
Um die Darmflora eines Kleinkinds aufzubauen, solltest du vor allem auf eine Ernährung achten, die förderlich für das Mikrobiom ist. In Zusammenarbeit mit Mediziner*innen können bei gegebenem Anlass auch gezielt Probiotika eingesetzt werden, um die Darmflora bei Kindern zu verbessern. Es gibt Hinweise darauf, dass Kinder mit wiederkehrenden Bauchschmerzen ohne organische Ursache davon profitieren.
Die Darmflora bei älteren Kindern aufbauen
Die Darmflora braucht mehrere Jahre, um sich vollständig zu entwickeln. Dieser Entwicklungsprozess verläuft bei jedem Menschen anders, die Forschung hierzu steckt noch in den Kinderschuhen. Bekannt sind jedoch die Auswirkungen einer ausgewogenen Ernährung auf die Darmflora, sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen.
Folgende Merkmale sollte eine solche Ernährung aufweisen:
- Fett-, zucker- und sehr proteinreiche Mahlzeiten sollten bei Kindern nur in Ausnahmefällen auf dem Speiseplan stehen
- Lebensmittel, die Milchsäurebakterien enthalten, unterstützen den Aufbau der Darmflora: Joghurt, Kefir und Sauerkraut sind einige Beispiele.
- Sogenannte Präbiotika dienen den probiotischen Bakterien als Nahrung. Sie sind unter anderem in Lauch, Spargel, Chicorée, Hülsenfrüchten, Knoblauch und Zwiebeln enthalten.
- Weitere Ballaststoffe fördern die Verdauung und tragen zu einer gesunden Darmflora bei. Sie sind beispielsweise enthalten in Haferflocken, Vollkornprodukten, Leinsamen sowie Obst und Gemüse.
- Auch das regelmäßige Trinken ist wichtig. Damit die Verdauung optimal funktioniert, sollten Kinder reichlich Mineralwasser, Saftschorlen oder Kräutertees trinken.
Achtung:
Bei Kindern reagiert der Darm mitunter noch heftiger auf schwer verdauliche Lebensmittel. Deshalb ist es wichtig, dass die Speisen gut bekömmlich sind. Gründliches Kauen erleichtert die Verdauung der Nahrung.
Was den Aufbau der Darmflora außerdem unterstützen kann
Stress wirkt sich negativ auf die Darmflora aus.Damit sich eine gesunde Darmflora bei Kindern aufbauen kann, benötigen sie ausreichend Zeit zur Regeneration. Ein Mittagsschlaf oder ruhige Aktivitäten wie Malen oder Basteln wirken beruhigend. Nachts sollten Kinder ausreichend und ungestört schlafen. Ebenso wichtig für den Stressabbau ist regelmäßige Bewegung, die zugleich auch die Verdauung unterstützt.